Ähms entfernen, Stimme tunen, etc. – wenn ein (Corporate) Podcast gut klingt, steckt viel Bearbeitung dahinter. In diesem Beitrage gebe ich Einblicke, wie ich einen Podcast schneide.
Alles was nicht gut klingt, muss weg! Einfach, oder? Aber wie sieht das in der Praxis aus? Auch wenn das Interview das beliebteste Podcast-Format ist (mehr dazu im Beitrag Interview, Solo, Reportage: Welches Podcast Format ist das beste?) reicht es nicht, den aufgenommenen Track vorne und hinten zurecht zu kürzen und fertig ist die Podcast-Folge. Einen Podcast schneiden umfasst viel mehr!
Gut ist, was gut klingt. Wer nach dieser Regel vorgeht, belohnt seine Hörer mit professionellem Sound. Konkret bedeutet das, an vielen Ecken und Enden des Rohmaterials feilen, schnipseln und basteln. Ich werde als Podcast-Produzent (genau genommen Corporate Podcast Dienstleister) oft gefragt, wie viel Arbeit denn die Post-Produktion, also die Nachbearbeitung, ist. Dies hängt davon ab, wie viel „Störungen“ das aufgenommene Rohmaterial hat.
Warum schneiden?
Podcasts leben doch davon, dass sie authentisch sind und damit Ecken und Kanten haben. Ja, trifft ist im Sinne der Gesprächsführung und punkto Dialekt zu. Aber Versprecher, Ähms & Co. schneide ich gerne heraus, da sich unterm Strich besser anhört. Soweit dies möglich ist.
Ähms
Raus damit, was geht. Aber nicht jedes Ähm (oder Äh) ist leicht herauszuschneiden. Daher schneide ich jene „in Wellenform freistehende Ähms“ heraus. Je nach Sprecher eine mehr oder weniger mühsame Aufgabe. Methoden, Ähms zu verringern, habe ich noch keine gefunden. Künstliche Intelligenz schön und gut, aber zwei oder mehr synchronisierte Tonspuren packt noch kein Algorithmus. Bleiben wir beim Menschlichen: Es hilft nichts, jemandem zu sagen, er solle weniger Ähms sagen.
Grunzer & Schmatzer
Flatterndes Ein- oder Ausatmen (=Grunzen) oder Schmatzen vor dem Beginn einer Aussage (macht fast jeder nach einer längeren Sprechpause) sind beim Sprechen völlig normal. Denn bei Podcast-Produktionen hat man es zudem kaum mit Profi-Sprechern zu tun.
Fazit: Raus damit, wo immer es Schnitt-technisch möglich ist!
Versprecher
Meinen Interviewpartnern sowie Podcast-Kunden vermittle ich stets, sie mögen im Falle eines Versprechers, den Satz einfach neu beginnen. Dies ist in der Nachbearbeitung einfach zu korrigieren, und der Versprecher lässt sich leicht herausschneiden. Wird etwa nicht der ganzen Satz wiederholt, sondern nur eine Phrase, kann es schwieriger werden, ein sauberes Ergebnis zu erzielen, da die Tonlage beim Wiederholen meist anders ist.
Fazit: Ich schneide – so weit wie möglich – Versprecher heraus, um ein professionelles Ergebnis zu erzielen.
Die Kür: Pegel, Kompressor und Equalizer
Jetzt wird es nerdig. Aber hier beginnt die hohe Schule der Nachbearbeitung. In der Nachbearbeitung gleich man die Pegel der einzelnen Spuren aneinander an, kappt Pegelspitzen und hebt leise Passagen auf. Je nach Schnittprogramm hilft dabei ein Automatismus.
Kompressor: Ein komplexes Tool in zig Ausführungen. Unterm Stricht macht es die Stimme voller, bassiger und satter (Wer will keine Radio-Stimme haben?). Aber mit Maß und Ziel, sonst klingt es unnatürlich.
Equalizer: Hilft, dumpfe Aufnahmen zu retten oder höhenlastige Stimmen zu normalisieren. Und der Equalizer gleicht so manche eigenwillige Raumakustik aus.
Dass das Podcast-Schneiden über hochwertige Monitor-Boxen oder Kopfhörer erfolgt, ist essentiell. Denn nur Equipment, das die Recordings authentisch wieder gibt, macht es möglich, Fehler zu hören und sie auszugleichen. Gerade bei der gleichmäßigen Wiedergabe des Frequenzsspektrums ist es verblüffend, wie stark vor allem Consumer-Kopfhörer ein verzerrtes Klangbild abgeben. Beim Musikhören ist dies meist kein Problem, aber bei der Bearbeitung von Audiomaterial ein Hindernis.
Fazit
Wie viel Schnitt und Nachbearbeitung braucht nun ein Podcast? All die beschriebenen Schritte setze ich mit Gefühl ein. Ziel ist ein nicht nur möglichst hoher Hörgenuss sonder eine authentische Wiedergabe der Gesprächssituation und der jeweiligen Sprech-Charakteristik. Nicht jeder Versprecher oder jedes Ähm fliegt daher in der Postproduktion raus!
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